Betriebsrat fordert Brückenstrompreis von Bundesregierung
Gemeinsame Aktion mit der IGBCE (Industriegewerkschaft Bergbau, Chemie, Energie), BASF Construction Additives GmbH, Master Builders Solutions Deutschland und Hamburger Rieger GmbH im Chemiepark Trostberg
Dienstag, 31.10.2023. Viele Gewerkschaften und Arbeitgeberverbände fordern seit einiger Zeit einen wirksamen Brückenstrompreis, um die Wettbewerbsfähigkeit des Standortes Deutschland zu sichern. Um dieses Ziel weiter einzufordern, hat auch die Gewerkschaft IGBCE an vielen Standorten im Bundesgebiet zu Aktionen aufgerufen. Der Betriebsrat der Alzchem hat deshalb am Freitag, den 27.10.2023 gemeinsam mit der Jugend- und Ausbildungsvertretung (JAV) und Vertretern der IGBCE sowie den benachbarten Unternehmen BASF, Master Builders und Hamburger Rieger eine Aktion durchgeführt, um auf diese Notwendigkeit aufmerksam zu machen.
„Fünf vor zwölf“ für die energieintensiven Industrien
Deutschland braucht eine schnelle Entscheidung für einen wirksamen Brückenstrompreis, so die einhellige Meinung der Aktionsteilnehmer:
„Wir als Betriebsrätinnen und Betriebsräte in der energieintensiven Industrie sehen durch die aktuellen Wettbewerbsnachteile ernste Gefahren für den Standort Deutschland und die Arbeitsplatzsicherheit“, meint Christian Ortbauer. „Es muss nun endlich gehandelt werden“, so der Vorsitzende des Alzchem-Betriebsrates weiter.
Gemeinsam bekennen sich IGBCE, Betriebsräte und die Unternehmen zum Industriestandort Deutschland und der Transformation zu einer klimaneutralen Produktion. Strom spielt dabei eine immer wichtigere Rolle. Bis dieser in ausreichenden Mengen aus erneuerbaren Energien zur Verfügung steht, ist ein wettbewerbsfähiger, zeitlich begrenzter Brückenstrompreis dringend notwendig.
Die im globalen Vergleich hohen Energiekosten in Deutschland und Europa bedrohen die Existenz der energieintensiven Industrien. Produktionsrückgänge in Deutschland und Produktionsverlagerungen ins Ausland finden bereits statt und Investitionen in die Transformation bestehender industrieller Standorte werden zurückgestellt. Neuinvestitionen erfolgen zunehmend in anderen Wettbewerbsregionen und bedrohen unsere industrielle Basis vor Ort.
Globaler Wettbewerb: Niedrigere Kosten (u.a. Energie), großer CO2-Fußabdruck
Das Unternehmen Alzchem mit Sitz in Trostberg stellt seit 1908 aus Kohle, Kalk, Luftstickstoff und elektrischer Energie essenzielle Spezialchemikalien der sogenannten NCN-Chemie her. Im Gegensatz zu anderen Sektoren der chemischen Industrie funktioniert die Produktion schon immer strombasiert. Mit vier Standorten in der Region und einem Werk in Schweden ist Alzchem der einzige Hersteller mit einem solchen hochintegrierten Produktionsstammbaum in der westlichen Welt. Mit seinen Produkten steht das Unternehmen deshalb im globalen Wettbewerb. Wettbewerbsfähige Energiekosten durch einen Brückenstrompreis können helfen zumindest diesen Nachteil vorübergehend und kurzfristig auszugleichen.
Auch langfristige Lösungen notwendig
Mittel- und langfristig ist eine Angleichung der CO2-Kosten auf Produktebene im Binnenmarkt für Wettbewerber aus Drittstaaten durch Ausweitung der Grenzausgleichsmaßnahmen (CBAM) und einer korrespondierenden Kostenerstattung für Exporte auf den Weltmarkt notwendig, um dauerhaft ein „level playing field“ zu schaffen.
Die IGBCE vertritt Branchen mit insgesamt mehr als einer Million Beschäftigten, die allesamt akut durch die hohen Energiepreise bedroht sind. Insgesamt hängen laut einer aktuellen Kurzstudie bis zu 2,4 Mio. Arbeitsplätze und gut 240 Mrd. Euro Wertschöpfung an den Unternehmen der energieintensiven Branchen. Sie sichern Bund, Ländern und Kommunen mit jährlich rund 90 Mrd. Euro Steuerzahlungen und Sozialversicherungsbeiträgen hohe Einnahmen.